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Emotionale Empathie

Die emotionale Empathie wird auch als emotionale Sensitivität bezeichnet. Sie macht es möglich, das gleiche zu fühlen wie andere Menschen (Mitgefühl). Hinzu kommen Merkmale wie emotionale Ansteckung (Stimmungsübertragung) und Hilfsimpuls. Emotionale Empathie ist eine nahezu „automatische“ Reaktion auf die Gefühle Anderer. Zum Beispiel können viele Mütter bis zu acht verschiedene Tonlagen ihres schreienden Babys zutreffend unterscheiden und das jeweilige Bedürfnis erkennen (statt alles als Hunger zu interpretieren). Betroffenheit allein ist kein zuverlässiges Anzeichen von Empathiefähigkeit. Die emotionale Empathie macht es möglich, sich in die Gefühlswelt anderer Menschen hineinzuversetzen. Das ist besonders wichtig, wenn es darum geht, vertrauensvolle, gut „funktionierende“ zwischenmenschliche Beziehungen zu schaffen. Emotionale Empathie stärkt den Zusammenhalt.
Kognitive (mentale) Empathie
Das wichtigste Merkmal der kognitiven Empathie ist die Fähigkeit, nicht nur die Gefühle, sondern auch die Gedanken, Absichten und Motive anderer Menschen zu verstehen, um auf ihr zukünftiges Verhalten schließen zu können. Dazu gehört auch die Fähigkeit, indirekte oder nonverbale Botschaften (Körpersprache) korrekt zu entschlüsseln. Bei manchen Menschen ist dieses „Gespür“ sehr schwach ausgeprägt. Diese fehlende Empathie macht sie „blind“ dafür, was sie mit ihren Worten oder Taten bei anderen Menschen anrichten können. Damit machen sie sich das Leben unnötig schwer. Die Fähigkeit der zuverlässigen Einschätzung der Folgen eigener und fremder Entscheidungen und Gefühle stärkt das Verantwortungsbewusstsein und fördert eine erfolgreiche vorausschauende Planung.
Soziale Empathie
Die dritte Teilkompetenz der Empathiefähigkeit ist die soziale Empathie oder Empathie auf Ebene der Organisation nach Daniel Goleman. Sie macht es möglich, das Verhalten komplexer Systeme zu verstehen und zu beeinflussen. Ein Beispiel ist das Verhalten einer Fußballmannschaft im nächsten Spiel. Ein Team verhält sich grundsätzlich anders als einzelne Personen. Daniel Goleman bemerkte dazu: „teams are cauldrons of bubbling emotions“.  Noch komplexer sind Unternehmen und andere Organisationen. Zur sozialen Empathie gehört auch die Fähigkeit, sich spontan und intuitiv „richtig“ auf Menschen mit äußerst unterschiedlichen charakterlichen Eigenschaften aus verschiedenen sozialen Schichten, Altersgruppen oder Kulturen einzustellen (Stichwort Diversity). Im Falle eines Unternehmens muss ein Geschäftsführer in der Lage sein zutreffend abzuschätzen, wie sich eine Entscheidung über alle Hierarchieebenen hinweg auswirken wird. Diese Fähigkeit nennt man auch „Executive Intelligence“ (siehe die Studien von Menkes und Nohira).
Empathie und Motivation

In zwischenmenschlichen Beziehungen kommt es häufig vor, dass man anderen Menschen fehlende Empathie unterstellt. Dies kann daran liegen, dass eine Person eine besonders stark ausgeprägte emotionale Empathie hat, während die andere die soziale Empathie besonders gut beherrscht. So kann es zu Missverständnissen und Enttäuschungen kommen.

Man sollte nicht voreilig von fehlender Empathie sprechen, sondern zuerst (zum Beispiel mit diesem Empathie-Test) prüfen ob die betroffenen Personen „die gleiche Sprache sprechen“.

Die Empathie, die man selbst bevorzugt, hat einen großen Einfluss darauf, wie wir andere Menschen wahrnehmen. Paul Watzlawick hat dieses Phänomen besonders eindrucksvoll beschrieben. Wenn Sie wissen wollen, was andere Menschen (und Sie selbst) antreibt, und welche Motive dahinter stecken, sollten Sie unseren Test der Quellen der Intrinsischen und Extrinsischen Motivation durchführen.

Fazit: Bedeutung der Empathie-Fähigkeiten

Emotionale Empathie braucht man für die Gestaltung vertrauensvoller zwischenmenschlicher Beziehungen. Ohne kognitive Empathie ist es kaum möglich, erfolgreiche Verhandlungen zu führen oder Konflikte konstruktiv zu lösen. Und wer über keine soziale Empathie verfügt, wird nie ein Gespür dafür entwickeln, wie man eine produktive Unternehmenskultur oder Teamgeist schaffen kann.

Empathie gehört auch zu den charakterlichen Stärken und zur persönlichen Reife. Sie ist ein wichtiges Persönlichkeitsmerkmal, wenn man sie zur Gewohnheit macht. Siehe dazu auch unseren Persönlichkeitstest. Empathie kann aber auch zur Manipulation missbraucht werden. Das erleben wir täglich in den Medien und in der Politik. Dazu haben wir ein neues Forschungsprojekt initiiert.

Empathie und Führungskompetenz
Es gibt unzählige Tipps und Empfehlungen, was Führungskräfte tun sollen, um “erfolgreich” zu sein. Unser Forschungsprojekt zur Transformationalen Führung hat gezeigt, welche Führungskompetenzen wirklich wichtig und relevant sind, und wie man Führungserfolg messen kann. Alle diese Kompetenzen haben einen gemeinsamen Nenner, und das ist Empathie. Weitere Informationen unter dem Link Führungskompetenz.
Gütekriterien Empathie-Test

Reliabilität (Zuverlässigkeit)

Der aktuelle Stichprobenumfang zur Validierung dieses Empathie-Tests beträgt n = 16.807 (auswertbare Datensätze bzw. Teilnehmer). Die Kennzahlen sehen wie folgt aus:

Die drei Skalen zeigen Werte ihrer internen Konsistenz zwischen α = .79 (Soziale Empathie) und α = .84 (Kognitive Empathie).

Die Gesamtskala (24 Items) weist einen Wert für Cronbachs α von .92 auf.

Die Split-Half-Methode ergab einen α-Wert von .865 für die erste Hälfte der Items und .841 für die zweite Hälfte, sowie einen Spearman-Brown-Koeffizienten von .869. Die Trennschärfenanalyse zeigte auf, dass 13 Items Werte von über .5 innerhalb ihrer Unterskala erzielten.

Die neun übrigen Items erreichten Werte, die knapp darunter liegen (0.39 bis 0.49). Eine weitergehende Verbesserung der Trennschärfe der Unterskalen hätte nur einen rein akademischen Sinn, zumal der Test acht Items pro Skala enthält.

Auch die erste Version des Empathie-Tests konnte weitgehend überzeugen. Der Stichprobenumfang lag bei n = 2.140. Die einzelnen Skalen zeigten Werte bezüglich der internen Konsistenz zwischen α = .79 (Soziale Empathie) und α = .85 (Kognitive Empathie). Die Gesamtskala wies einen Wert für Cronbachs α von .92 auf. Die Split-Half-Methode ergab einen α-Wert von .87 für die erste Hälfte der Items und .85 für die zweite Hälfte, sowie einen Spearman-Brown-Koeffizienten von .90.

Validität (Gültigkeit)

Ein Ziel der Studie war es zu prüfen, welche Bedeutung Empathie für den Erfolg im Leben hat. Deswegen wurde der Zusammenhang der drei Empathie-Skalen mit Erfolgsfaktoren (Erfolgsindex) aus dem Gießener Inventar der Umsetzungskompetenzen untersucht.*

Dieser Erfolgsindex besteht aus zwei Komponenten:
(1) der langfristigen Einkommensentwicklung und den (2) den Persönlichkeitsmerkmalen überdurchschnittlich erfolgreicher Unternehmerpersönlichkeiten aus der Untersuchung von Csíkszentmihályi (2003) und aus einer Langzeitstudie mit 1.528 Kindern aus Kalifornien, deren beruflicher und privater Lebenserfolg über 40 Jahre hinweg analysiert wurde (Einzelheiten siehe Myers 2013).

Die aktuelle Persönlichkeitsforschung bestätigt die prognostische Validität dieser Merkmale (dass sie Erfolg vorhersagen können). Siehe dazu die Grit Scale (beschrieben im Artikel von Hammond und der dort angegebenen Fachliteratur).

Erfolgsfaktoren verdienen diese Bezeichnung nur dann, wenn sie typisch für erfolgreiche und zugleich untypisch für erfolglose Menschen sind. Aus diesem Grund wurde das erfolgreichste mit dem erfolglosesten Zehntel der Teilnehmer verglichen (jeweils rund 1.200 Personen). Dabei geht es um die Frage: „Bei welchen Verhaltensweisen (Items) ist der Unterschied zwischen “Erfolgreichen” und “Erfolglosen” besonders groß?“ Dazu gehören folgende Verhaltensindikatoren:

  • „Ich habe ein ausgeprägtes Durchhaltevermögen.“
  • „Ich beeinflusse meine Gefühle in einer Weise, die mir die Arbeit erleichtert.“
  • „Ich weiß in jeder Situation, was ich will.“
  • „Es fällt mir schwer, eine negative Stimmung gezielt zu verbessern (umgepolt).“
  • „Ich bekomme zu wenig Anerkennung, obwohl ich gute Leistungen bringe (umgepolt).“
  • „Es dauert ziemlich lange, bis ich mich nach großen Niederlagen wieder erhole (umgepolt).“

Fazit zur Validität (Erfolgsrelevanz der Empathie)

Soziale Empathie hat die höchste (r = 0.48) und Emotionale Empathie die niedrigste (r = 0.12) Erfolgsrelevanz (statistisch gesehen). Für Menschen mit besonders stark ausgeprägter sozialer Empathie ist es typisch, dass es ihnen leichtfällt, eine negative Stimmung gezielt zu verbessern; sie haben ein ausgeprägtes Durchhaltevermögen, sie wissen, was sie wollen, und sie überwinden starke interne und externe Widerstände.

Diese Verhaltensweisen sind zugleich untypisch für die emotionale Empathie. Diese Menschen brauchen ziemlich lange bis sie sich von großen Niederlagen erholt haben, und sie sind stärker auf Lob und Anerkennung (von außen) angewiesen (statt sich dies selbst zu erarbeiten). Die analogen Werte für die kognitive (mentale) Empathie liegen deutlich näher bei der sozialen Empathie als bei der emotionalen Empathie.

* Einzelheiten siehe: Pelz, W.: Umsetzungskompetenz als Schlüsselkompetenz für Führungspersönlichkeiten. In: Au, Corinna von (Hrsg.): Leadership und angewandte Psychologie. Band 3: Eigenschaften und Kompetenzen von Führungspersönlichkeiten. Berlin: Springer Verlag 2017
Empathie: Unterschied zwischen Frauen und Männern
Eine häufig gestellte Frage: Sind Frauen empathischer als Männer? Die folgende Auswertung zeigt den Unterschied von weiblichen und männlichen Führungskräften. Zunächst eine Grafik als Überblick.

Abbildung: Empathie: Unterschied zwischen Frauen und Männern  

Fazit:
Der Unterschied in der Empathiefähigkeit zwischen Männern und Frauen in den Chefetagen ist (statistisch) signifikant (t-Test). Die Abbildung zeigt die drei Teilkompetenzen der Empathie (emotionale, mentale und soziale Empathie) von weiblichen und männlichen Führungskräften mit mindestens fünf Jahren Erfahrung als disziplinarische Vorgesetzte. Auf einer fünfpoligen Skala konnten die Teilnehmer anklicken, wie zutreffend die Aussagen (Items) ihr Verhalten beschreiben (“trifft sehr selten zu” bis “trifft sehr häufig zu”).